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Pressemitteilung
08. Dezember 2023

Halbzeit-Bilanz Lauterbachs: Ampel-Ziele hinsichtlich der
psychotherapeutischen Versorgung verfehlt

Das „Aktionsbündnis für mehr Psychotherapie in Deutschland“ zieht Halbzeit-Bilanz:
Koalitionsziele mit Blick auf psychotherapeutische Versorgung verfehlt. Gravierende
Unterversorgung - vor allem im Kinder- und Jugendbereich.
Berlin, 08. Dezember 2023.

Zur Halbzeit des Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach zieht das „Aktionsbündnis für mehr Psychotherapie in Deutschland“ eine negative Bilanz: „Die Ampelkoalition hat sich im Koalitionsvertrag die Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgungslage groß auf die Fahne geschrieben. Passiert ist seitdem jedoch wenig. Der Gesundheitsminister ist jetzt in der Pflicht, die Versprechungen im psychotherapeutischen Sektor endlich umzusetzen“, so eine Sprecherin. „Die Entstigmatisierungs-Kampagne der Bundesregierung genügt nicht. Dem guten Willen müssen auch Taten folgen!“ 

Die Ampelregierung hatte im Koalitionsvertrag die Reduzierung von Wartezeiten auf Psychotherapieplätze versprochen. Betroffene sollten mehr zeitnahe Angebote für eine
Kurzzeittherapie erhalten. Zudem hatte es sich die Koalition zum Ziel gesetzt, Antrags- und
Gutachterverfahren zu entbürokratisieren, Gruppentherapien zu fördern und Befugnisbeschränkungen für Psychotherapeut*innen zu überprüfen. Der Gemeinsame
Bundesausschuss soll laut Koalitionsvertrag beauftragt werden, die geltenden Psychotherapierichtlinien zu überarbeiten. 

„Die Koalitionsparteien haben im Koalitionsvertrag wichtige Handlungsfelder erkannt, benannt und in Aussicht gestellt, diese anzugehen. Auf den Weg gebracht wurde bisher kaum etwas. Zur Halbzeit ist von einer Umsetzung der Ziele im Bereich der psychotherapeutischen Versorgung nichts zu sehen“, so die Sprecherin weiter. „Betroffene von psychischen Erkrankungen werden von der Ampel im Stich gelassen.“

Eine bessere psychotherapeutische Versorgungslage in Deutschland ist dabei dringend
notwendig: Laut Deutscher Psychotherapeutenvereinigung e.V. (DPtV) erkranken mehr als 27 Prozent aller Erwachsenen jährlich an einer psychischen Störung. Dies entspricht rund 18 Millionen Betroffenen im Jahr (Stand 2021). Besonders betroffen sind dabei Kinder und
Jugendliche: Das Statistische Bundesamt nennt psychische Störungen als die häufigste Ursache für stationäre Krankenhausbehandlungen junger Menschen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren. 

Im Zuge der Corona-Pandemie hat der Bedarf an psychotherapeutischen Angeboten bei Kindern und Jugendlichen sowie Erwachsenen stark zugenommen. Die Versorgungslage ist jedoch mangelhaft: Betroffene von psychischen Erkrankungen warten laut Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) durchschnittlich 142 Tage nach einem Erstgespräch auf den Therapiebeginn. Das Bündnis setzt sich daher für eine Anpassung der Bedarfsplanung von Kassensitzen an die aktuelle Situation ein. 

„Psychotherapieangebote müssen den Bedürfnissen der Betroffenen gerecht werden. Wir
fordern eine Umstrukturierung des Gemeinsamen Bundesausschusses. Die Teilnahme von
Vertreter*innen der Betroffenen und Psychotherapeut*innen ist essentiell", so die Sprecherin. Das Bündnis setzt sich zudem für verbesserte Rahmenbedingungen in der
Psychotherapieausbildung sowie für die Integration aller Geflüchteten in das Gesundheitssystem ein. Darüber hinaus wird ein Ausbau der psychotherapeutischen
Videosprechstunde befürwortet, um beispielsweise den Zugang zu Psychotherapie für Betroffene zu erleichtern, die den Weg in Praxen vor Ort erkrankungsbedingt (noch) nicht bewältigen können.

Pressemitteilung
20. November 2023

Aktionsbündnis für mehr Psychotherapieplätze: 
Petitionsausschuss überweist Petition an die Bundesregierung

Petitionen zur besseren psychotherapeutischen Versorgung von Zehntausenden
unterzeichnet. Petitionsausschuss überweist Petition an das Gesundheitsministerium.
Berlin, 20. November 2023.
 

Der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages hat dem
Gesundheitsministerium eine Petition des “Aktionsbündnisses für mehr Psychotherapieplätze in Deutschland” zur besseren psychotherapeutischen Versorgung in Deutschland überwiesen. Das teilte der Ausschuss dem Bündnis nun mit.

Seit 2020 setzt sich das Bündnis - bestehend aus Psychotherapeut*innen, Psychotherapeut*innen in Ausbildung sowie Betroffenen - für eine bessere psychotherapeutische Versorgungslage in Deutschland ein. Zehntausende haben die Petitionen des Bündnisses in der Vergangenheit unterzeichnet. Mit Demonstrationen hat das Bündnis im gesamten Bundesgebiet Unterstützung mobilisiert. Die Überweisung des Anliegens an die Bundesregierung stellt für das Bündnis einen Meilenstein dar.

Laut Deutscher Psychotherapeutenvereinigung e.V. (DPtV) erkranken mehr als 27 Prozent aller Erwachsenen jährlich an einer psychischen Erkrankung. Dies entspricht rund 18 Millionen Betroffenen im Jahr (Stand 2021). Das Statistische Bundesamt nennt psychische Erkrankungen als die häufigste Ursache für stationäre Krankenhausbehandlungen junger Menschen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren. Betroffene warten laut Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) durchschnittlich 142 Tage nach einem Erstgespräch auf den Therapiebeginn. 

Das Bündnis setzt sich daher für eine Anpassung der Bedarfsplanung von Kassensitzen an die aktuelle Situation ein. Psychotherapieangebote müssen den Bedürfnissen der Betroffenen gerecht werden. Das Bündnis spricht sich zudem für eine Umstrukturierung des Gemeinsamen Bundesausschusses aus: Die Teilnahme von Vertreter*innen der Betroffenen und Psychotherapeut*innen ist essentiell. Verbesserte Rahmenbedingungen in der Psychotherapieausbildung sowie die Integration aller Geflüchteten in das Gesundheitssystem sind ebenfalls Anliegen des Bündnisses. Darüber hinaus wird ein Ausbau der psychotherapeutischen Video-Sprechstunde befürwortet, um beispielsweise den Zugang zu Psychotherapie für Betroffene zu erleichtern, die den Weg in Praxen vor Ort erkrankungsbedingt (noch) nicht bewältigen können. Zudem benötigen Angehörige von psychisch erkrankten Menschen dringend Unterstützung. 

“Dass der Petitionsausschuss nun die Dringlichkeit unseres Anliegens erkannt hat und die Bundesregierung auffordert, sich damit zu befassen, ist für uns ein großer Erfolg”, so eine Bündnis-Sprecherin. “Gleichzeitig stehen wir jedoch noch ganz am Anfang unseres Kampfes für eine bessere psychotherapeutische Versorgung in Deutschland. Psychische Erkrankungen sind in unserer Gesellschaft mit erheblichem Stigma behaftet. Eine starke und breite Lobby für Betroffene existiert derzeit noch nicht. Diese kämpfen oft monatelang um einen Therapieplatz - während sie dafür eigentlich gar keine Kraft haben. Viele geben ganz auf oder wenden einen Großteil ihres Einkommens für eine selbst finanzierte Therapie auf. Die Gesellschaft als Ganzes leidet darunter. Unbehandelte psychische Erkrankungen führen zu Folgeerkrankungen und einer weiteren Belastung der Kassen- und Sozialsysteme. Frühzeitig ambulante (und, falls erforderlich, auch stationäre) Psychotherapien zu bewilligen, verbessert die Prognosen für Betroffene. Dies führt gleichzeitig zu insgesamt kürzeren Behandlungsverläufen und einer Verhinderung von Chronifizierungen und weiteren psychischen Erkrankungen, Arbeitsausfällen oder möglichen körperlichen Folgeerkrankungen. Vor diesem Hintergrund ist ein zeitnaher Zugang zu Psychotherapie nicht nur zentral, um das Leid der Betroffenen zu verringern, sondern auch mittel- und langfristig im Interesse der Krankenkassen und der Gesellschaft. Die Bundesregierung ist nun aufgerufen, schnell zu handeln: Jeder Euro, der in Psychotherapie investiert wird, rentiert sich langfristig doppelt und dreifach. Das Versprechen, die psychotherapeutische Versorgung zu verbessern, wurde im Koalitionsvertrag festgeschrieben - wir wünschen uns, dass die Bundesregierung dem nun schnellstmöglich gerecht wird.”

Aktionsbündnis für mehr Psychotherapieplätze in Deutschland
Ansprechperson für diese PM: Kathrin Schallenberg
E-Mail: [email protected]